Ich habe es bereits im Artikel über falsche Professionalität angesprochen: Wenn Sie Marketing machen, machen Sie es menschlich. Schreiben Sie verständlich.
Sie sind kein Amt, das auf feststehende Formulierungen zurückgreift, um nur ja keinen Fehler zu begehen. Oder dessen Kommunikation jeglicher Persönlichkeit beraubt ist.
Kleiner Tipp: Ihre Kunden auch nicht.
Klar ist es einfacher seinem gegenüber Worthülsen vor die Füße zu spucken. Klar kann man so einen fauleren Lenz schieben. Aber sind wir deshalb Unternehmer geworden?
Wollen wir nicht vielmehr einen Unterschied machen, etwas Besonderes schaffen, Menschen begeistern und überzeugen?
Warum also nicht einfach natürlicher, menschlicher, sprich: besser kommunizieren?
Befolgen Sie folgende 5 Tipps und lernen Sie in 10 Minuten verständlicher zu schreiben.
Verständlich schreiben ... Hm ... Lassen Sie mich mal überlegen ...
Wenn ich mich auf einen Tipp beschränken müsste, wäre es dieser:
Schreiben Sie, wie Sie sprechen.
Kaum etwas ändert so sehr den Tonfall und den Fluss seelenloser Texte wie der „schriftliche Dialog“.
Eine alte Werbetexter-Weisheit besagt, man solle stets so schreiben, als säße man mit seinem (idealen) Kunden an einem Tisch.
Klingt einfach.
Ist es auch.
Eigentlich.
Denn wenn der Cursor blinkt und klar ist, dass man etwas Offizielles schreibt, beginnt der Schreibroboter zu übernehmen und es entstehen Sätze wie folgender:
„Unseren Kunden möchten wir einen stets attraktiven Kundenservice bieten.“
Abgesehen von dem nicht vorhandenen Inhalt, soll es hier vor allem um eines gehen: Darum, dass der Satz nicht MIT, sondern ÜBER den Kunden spricht.
Eine Alternative wäre:
„Wir hoffen nicht, dass es nötig ist, aber sollten Sie zu einer Ihrer Bestellungen Fragen haben, rufen Sie uns an. Unsere freundlichen Mitarbeiter helfen Ihnen gerne. Mo–Sa von 9–18 Uhr.“
Klingt ja fast menschlich. FASZINIEREND!
Zusammengefasst:
Gute Nachricht: Sie sind selbst auch häufig Kunde. Das heißt, Sie wissen ganz genau, wie es ist, für etwas Geld auszugeben und wie es ist, wenn ein Unternehmen mit Ihnen kommuniziert. Sie kennen beide Seiten.
Wann haben Sie sich zuletzt mit einem Freund getroffen, ihm von Ihrem neuen Smartphone, Computer oder Sportgerät erzählt und gesagt: „Am meisten freut mich, dass mir beim Hersteller ein stets attraktiver Kundenservice geboten wird.“
Sie haben es erkannt: So spricht keiner.
Viel wahrscheinlicher wäre: „Die vom Kundenservice sind super nett und helfen einem schnell weiter.“
Wählen Sie also auch die Sprache entsprechend. Noch einmal: Sich kompliziert auszudrücken ist kein Zeichen von Professionalität. Oft ganz im Gegenteil. Denn ein echter Profi weiß, wie seine Kunden sprechen und kommuniziert angemessen.
Zusammengefasst:
Jeden Text, den ich rausschicke, habe ich mindestens einmal vorher laut gelesen.
Und Sie sollten das auch tun. Sehr simpel, sehr hilfreich.
Wenn Sie Texte nicht nur still für sich am Bildschirm oder auf dem Papier lesen, stolpern Sie ab und zu über Formulierungen. Manches hakt und geht nicht so leicht von der Zunge.
In dem Fall, überarbeiten Sie die Stelle. Sei es, indem Sie aus einem Satz mehrere machen oder komplizierte Wörter durch einfachere ersetzen usw.
Auch rhythmische Probleme fallen meist erst dann auf, wenn man den Text spricht, anstatt ihn zu lesen.
Eine andere Herangehensweise
Ich selbst bin kein großer Freund davon, aber für manch einen hat es sich als hilfreich erwiesen, den Text erst einmal einzusprechen.
Schreiben Sie also nicht, sondern nehmen Sie den Text auf. Mit dem Smartphone klappt das heutzutage ja ganz einfach. Im Nachhinein können Sie sich den Text anhören und ihn transkribieren. Und letztlich passen sie ihn ein wenig an, damit er schriftlich gut rüberkommt. Bingo!
Als ich mal krankheitsbedingt nicht tippen konnte, benutzte ich eine Diktiersoftware, die nach etwas Eingewöhnungszeit auch recht gut funktionierte. Das wäre also auch eine Alternative.
Zusammengefasst:
Ein guter Autor braucht keine Hervorhebungen.
Er benutzt weder GROSSSCHREIBUNG, noch zeichnet er Text kursiv oder gar fett aus. Er schreibt so herausragend, dass er das nicht braucht. Der Leser versteht durch die hohe Kunst des geschriebenen Wortes alles aus dem Zusammenhang heraus.
Haben Sie vielleicht schon mal gehört.
Nun, das mag stimmen.
Was aber auch stimmen mag, ist, dass wir bei dem Versuch, Kunden mit Sprache zu überzeugen – nichts anderes machen wir ja beim Texten – jede Chance nutzen sollten, uns verständlich zu machen.
Mir persönlich bricht kein Zacken aus der nicht vorhandenen Krone, wenn ich ein besonders wichtiges Wort in einem Satz hervorhebe. Sofern es dem Leser das Verstehen vereinfacht. Verständlich schreiben ist somit auch eine Frage der Formatierung.
Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen. Wenn ich einen Text für die Shop-Seite einer angesehenen Wochenzeitung schreibe, muss ich aus „Image-Gründen“ auf derlei Spielereien verzichten. Ansonsten: Feuer frei!
Natürlich gilt auch hier: In der Beschränkung liegt die Kunst.
WENN IN EINEM SATZ ALLES HERVORGEHOBEN WIRD, IST NACHHER NICHTS MEHR HERVORGEHOBEN.
Sie verstehen …
Wenn ich wissenschaftliche Arbeiten lektoriere, merke ich es immer wieder.
Bei Abschlussarbeiten, die sprachlich gesehen meist eh kein Leckerbissen sind, stechen manche Passagen ganz besonders durch eine völlig entmenschlichte Ausdrucksweise ins Auge.
Ein Beispiel aus dem echten Leben:
Das Ergebnis zeigte, dass die Nutzung des Fähigkeitspotenzials älterer Mitarbeiter in gemischten Teams mit Jüngeren liegt, um ihre bereits vorhandenen Fähigkeiten und aufgebautes Wissen zu teilen.
Na, alles verstanden? Vermutlich nicht. Wir sind hier gefühlte 28,73 Kilometer von verständlichem Schreiben entfernt.
Hier wurden Formulierungen aus der Quelle übernommen („Nutzung des Fähigkeitenpotenzials“). Das ist, soweit es gekennzeichnet ist, durchaus legitim, ja sogar wünschenswert. Da die Ausgangstexte aber schon so seltsam formuliert waren, wird das Ergebnis natürlich nicht besser. Der Verfasser obiger Zeilen hat die Quelle zwar irgendwie verstanden, aber wenn er diese ungelenken Formulierungen selbst verwendet und weiterführt, entsteht, nun ja, Mumpitz.
Gemeint war:
Das Ergebnis: Ältere Mitarbeiter sind vor allem dann motiviert, wenn sie in gemischten Teams mit Jüngeren arbeiten und ihre Fähigkeiten und ihr Wissen teilen können.
Das wollte der Autor sicherlich auch so ausdrücken. Er WUSSTE letztendlich auch, dass das damit gemeint ist, konnte es aber nicht formulieren, weil die Sprache der Quelle bereits zu „akademisiert“ war, um noch einen klaren Gedanken fassen zu können.
Daher der hoffentlich sehr einleuchtende Tipp: Versuchen Sie stets Ahnung von dem zu haben, worüber Sie schreiben.
Sie müssen nicht der Beste, nicht perfekt sein. Aber stochern Sie nicht im Dunkeln. Bevor Sie etwas halb verstehen, schreiben Sie es lieber gar nicht. Das gilt für Marketingtexte ebenso wie für Masterarbeiten.
Wenn Sie keine Ahnung haben, merkt man das Ihrer Kommunikation an.
Oder um es mit Marcel Proust zu sagen:
Wie so viele Intellektuelle war er unfähig, eine Sache auf einfache Art und Weise zu formulieren.
Nun sind wir wieder an unserem Ausgangspunkt angelangt: Kompliziert formulieren kann (fast) jeder. Wenn man jedoch hinter die Fassade blickt und fragt: „Was meinst du eigentlich damit?“, zeigt sich häufig, dass echtes Verständnis fehlt.
Schreiben heißt auch, seine Gedanken zu sortieren.
Wenn es mir nicht gelingt, einen Sachverhalt einfach auszudrücken, habe ich ihn nicht verstanden. (Und Ihr Gegenüber hat erst recht keine Möglichkeit, etwas zu verstehen.)
Machen Sie es Ihren Kunden bzw. Lesern leicht!
Übernehmen SIE vorab die Arbeit für ihn. Formulieren Sie so, dass man Sie versteht, dass es Spaß macht, Ihnen zuzuhören.
Gelingt uns das immer? Natürlich nicht.
Aber wir sollten bei jedem noch so kleinen Text versuchen, Verständlichkeit zu unserem obersten Ziel zu machen. Mit ein paar einfachen Mitteln ist das möglich.
DAS ist wahre Professionalität: Man hat seine Hausaufgaben gemacht, weiß, wovon man spricht, macht sich die Mühe, die Gedanken in Worte zu fassen, die beim Leser ankommen und die er versteht.