innocent stellt Fruchtsäfte und Smoothies her. Und ihre Werbetexte gehören zu den richtig guten.
Wie schafft es innocent, seine Kunden zu begeistern und Sympathie zu erzeugen? Mit Sicherheit durch gute Produkte. Ein Teil des Erfolgs liegt aber auch an den Werbetexten.
Schauen wir uns an, was wir von ihnen lernen können.
Ruf uns am Bananafon an:
0800 70 299 60
So steht’s auf der Webseite von innocent. Das ist lustig. Vor allem, wenn man weiß, dass innocent Fruchtsäfte herstellt und man das Kinderlied „Bananaphone“ von Raffi kennt:
Aber selbst wenn nicht, wirkt es allenfalls etwas verschroben.
Auch in anderen Passagen der Webseite schlagen die Texter einen ähnlich humorvollen Ton an:
Wir von innocent möchten nicht wie die Teilnehmerin einer Miss-Wahl klingen, aber wir möchten die Welt ein wenig besser hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben.
Das wirkt sympathisch. Jeder kennt das Klischee der simpel gestrickten Miss, die (mit der Teilnahme an einem Schönheitswettbewerb) die Welt verbessern will.
Neben dem leichten Ton hat diese Passage einen weiteren Vorteil: Sie wirkt glaubwürdig. Das verstärken die Texter durch folgende Überschrift: „Wir sind nicht perfekt, aber wir bemühen uns, das Richtige zu tun.“
Einfach, klar, sympathisch, menschlich, glaubwürdig.
Keine Bange: Wir müssen nicht alle humorvoll und locker erscheinen. Vor allem dann nicht, wenn wir es nicht wirklich sind. Das merkt der Leser eh. Echtheit geht vor.
Vielleicht sollte sich jedoch der ein oder die andere überlegen, ob ein bisschen weniger Stock im Arsch seinen Texten nicht gut täte. Denn Humor hat auch im (Content) Marketing seine Vorzüge.
Versuchen Sie nicht zwanghaft lustig zu sein, sondern finden Sie Ihre eigene Stimme. Natürlich haben unterschiedliche Texte auf einer Webseite verschiedene Aufgaben. Doch der Gesamteindruck sollte einheitlich sein. Nicht locker-lässig auf der einen Seite und dann wieder bierernst auf der anderen.
Untersuchen Sie die Texte auf Ihrer Webseite. Haben alle eine durchgängige Stimme und Stimmung? Vergleichen Sie vor allem Seiten, auf denen Produkte beschrieben werden mit „Über uns“- und „Unternehmensphilosophie“-Seiten. Hier gibt es in der Regel die größten Tonfall-Unterschiede.
Wer sagt, er könne einen Text schreiben, der jedem alles verkauft, ist ein Scharlatan. So einfach ist das.
Natürlich schreiben gute Texter überzeugender als ein Laie, doch garantiert kann ein Text nicht alle glücklich machen.
Die humorige Art von innocent gefällt mir. Ältere Semester schreckt sie aber vielleicht ab. Auch die Tatsache, dass innocent seine Leser auf der Seite duzt, ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Und das ist gewollt.
Langweilig ausgedrückt: Definieren Sie Ihre Zielgruppe. Etwas ausführlicher: Machen Sie nicht halt bei demografischen Merkmalen. Es ist gut und schön zu wissen, dass Ihr idealer Leser männlich, Mitte dreißig und Inhaber einer eigenen Software-Firma ist und ein Jahresgehalt von 80.000 Euro hat.
Das nützt Ihnen für Ihre Texte erst einmal wenig.
Viel interessanter: Wo treibt sich dieser Leser rum? Untersuchen Sie Social Media und Foren, also Orte, an denen der sich äußert. Analysieren Sie seine Sprache. Wenn Sie wissen, welche Wörter er benutzt, welche Sorgen und Ängste ihn umtreiben, haben Sie Ihre Zielgruppe besser bestimmt als 80% Ihrer Konkurrenz.
Schreiben Sie nicht für jeden. Schreiben Sie für 20–30% Ihrer Leser – nämlich diejenigen, die Sie wirklich ansprechen möchten.
Klarheit. Welch schönes Wort.
Während viele Menschen sich mündlich (halbwegs) klar ausdrücken können, legt sich ein mentaler Schalter um, sobald sie den blinkenden Cursor betrachten. Heraus kommt überhöhtes, kaum verständliches und Kunden vergraulendes Business-Gefasel.
innocent macht das, was gar nicht so einfach ist: Sie schreiben es, wie es ist.
Unsere Säfte schmecken so gut, weil wir sie aus dem besten Obst pressen, das wir finden können.
Zugegeben, Fruchtsäfte herzustellen, ist keine Gehirnchirurgie (auch wenn mit Sicherheit mehr dazu gehört, als man als Laie vermutet). innocent versucht aber erst gar nicht, es dem Leser schwer zu machen. Sie pressen das beste Obst, das sie finden können. Basta.
Noch ein Beispiel:
Uns gibt es, damit sich Jeder ganz leicht etwas Gutes tun kann (das auch noch super schmeckt).
Das ist mal eine Aussage, der man folgen kann. Vor allem versteht man sie besser als ein Geblubber à la „Die Kundenzufriedenheit und die Qualität unserer Inhaltsstoffe ist unsere oberste Priorität“ (*gäääähn!*), das man auf jeder zweiten Webseite lesen kann.
Fragen Sie sich, ob auch Ihre Oma oder Ihr 12-jähriger Neffe Ihren Text verstehen. Die Seriosität Ihres Unternehmens in allen Ehren, aber wer ein Wörterbuch braucht, um Ihre Marketing-Botschaft zu verstehen, klickt sich weg. (Klicke-di-klick-klick. So in etwa.)
Zu einer klaren Aussage zählt auch, dass der Leser wissen muss, was er als nächstes tun soll. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber sagen Sie Ihrem Leser/Kunden, was er tun soll. Von selbst macht er gar nichts.
Wenn Sie eine Aussage machen, belegen Sie sie.
Das ist nicht nur Marketing-, sondern Gesunder-Menschenverstand-Grundkurs. Reduzieren Sie inhaltslose Wörter wie „viel“, „groß“ und „gut“. Belegen Sie, wann immer möglich, mit Zahlen.
Statt „viele zufriedene Kunden“ sagen Sie doch, dass Sie „bisher 3.768 Kunden zu mehr Selbstvertrauen und einem neuen Leben verholfen haben“. Oder was auch immer Sie tun. Wenn die Zahl nicht eindrucksvoll genug ist, würde „viele“ auch nicht stimmen. In dem Fall lassen Sie es also besser ganz.
innocent ist sehr spezifisch. Klickt man bspw. auf die Inhaltsstoffe des Kiwi-Apfel-Limetten-Smoothies, liest man Folgendes:
Ziemlich exakt, was? Und innocent stört sich nicht daran, dass damit theoretisch jeder zu Hause diesen Smoothie nachmachen kann.
Gehen Sie Ihre Texte durch. Eliminieren Sie alle vagen Angaben wie „viel“, „zahlreich“ oder „groß“, usw. Belegen Sie mit Fakten. Je genauer, desto besser. Das wirkt nicht nur glaubwürdiger, sondern wird überhaupt wahrgenommen.
Wann haben Sie zum letzten Mal begierig Marketing-Botschaften gelesen? Ist schon was her, wie?
Was Menschen wirklich mögen, sind Geschichten.
Dass man Storytelling im Marketing einsetzen kann, ist nichts Neues. An der Umsetzung hapert es jedoch häufig. Wo ist denn der richtige Ort, eine Geschichte zu erzählen? In einem Werbebrief? In einem Produktkatalog? In jedem Blogbeitrag oder doch nur auf der Über-uns-Seite?
innocent zeigt, dass man keine Romane schreiben muss, um eine gewinnende (Unternehmens-)Geschichte zu erzählen:
Unsere Geschichte begann 1998, als unsere Gründer Richard, Jon und Adam auf die Idee kamen, Smoothies zu machen. Sie kauften für 500 britische Pfund Obst, mixten daraus Smoothies und boten sie auf einem Jazz-Festival in London an.
Vor ihrem Stand hing ein Schild mit der Frage: „Sollen wir unsere Jobs aufgeben, um weiter Smoothies zu machen?“ Darunter hatten sie zwei Mülleimer aufgestellt, auf einem stand „Ja“, auf dem anderen „Nein“. Sonntagabend war der „Ja“-Eimer voll mit leeren Flaschen.
Montag gingen sie zur Arbeit und kündigten ihre Jobs, um innocent zu gründen.
Einmal gelesen, verankert sich diese Geschichte in der Erinnerung. Die Unternehmensgründung wirkt unbedarft, ein wenig verrückt und bestimmt somit den allgemeinen Auftritt des Unternehmens.
Auch Sie haben eine Geschichte. Vielleicht haben Sie keine lustige Aktion gestartet wie die Gründer von innocent. Aber auch Sie haben einen Grund, warum Sie das tun, was Sie heute tun. Das ist aus geschichtenerzählerischer Perspektive ergiebiger, als sich stets nur auf das Was zu versteifen.
Überzeugende Texte sind kein Hokuspokus. innocent schafft es vor allem mit einer klaren und konsistenten Kommunikation ihre Zielgruppe anzusprechen.
Die einzelnen Punkte seien hier noch einmal zusammengefasst:
Ok, nicht jeden dieser Ratschläge können Sie von heute auf morgen umsetzen.
Punkt 4 aber bspw. schon. Legen Sie also damit los. Eliminieren Sie noch heute die ungenauen, schwurbeligen Aussagen aus Ihren Texten und belegen Sie mit Zahlen. Ihrer Glaubwürdigkeit und Ihren
Kunden zuliebe.
Machen Sie aus drögem Werbe-Blabla begeisternde Texte. Los geht’s!
PS: Ich habe weder private Beziehungen zu innocent, noch werde ich von ihnen gesponsert. Leider. Ich habe mich aus ehrlicher Begeisterung für die Texte entschieden, die Seite als Beispiel
heranzuziehen.
Wenn Ihr von innocent dies hier also lest: Ich nehme gerne ein kostenloses, leckeres Smoothie-Abo. Geschmacksrichtung egal. Danke. :D
Schon gewusst? Teilen macht schön, sexy und erfolgreich (und hilft mir enorm)!
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Mein Name ist Christian Krauß. Ich bin Texter, Lektor und Kommunikationsliebhaber. Ich unterstütze vorwiegend kleinere Unternehmen bei Ihrer Kommunikation mit dem Kunden. Ganz gleich, ob professionelle Webseiten, überzeugende Texte oder ansprechend gestaltete Werbemittel: Gute Werbung ist kein Privileg großer Betriebe. Wenn man sie entsprechend gestaltet, ist gute Kommunikation einfach, überzeugend und bezahlbar. Und, ja, sie macht sogar Spaß!