Was motiviert uns? Was treibt uns an? Wenn man sich diese Fragen stellt, ist man meist bereits an einem Punkt angelangt, da man merkt, dass materielle Motivatoren ihre Aufgabe auf Dauer nur sehr unzureichend erfüllen. Tut man etwas gerne und „von innen heraus“ so spricht man – stark verkürzt ausgedrückt – von „intrinsischer Motivation“.
Hast Du schon mal versucht, einen Roman in einer Dir völlig unbekannten Sprache zu lesen? Wie groß wäre wohl Deine Motivation? In der Regel dürfte die recht gering ausfallen. Deci und Ryan halten
fest, dass eine Aufgabe ein optimales Anforderungsniveau (also weder zu leicht, noch zu schwierig) haben muss, damit man intrinsische Motivation erfährt. Fühlt man sich selbst bei der
Beschäftigung mit einem Thema nicht kompetent, verliert man – sofern überhaupt vorhanden – das Interesse. Dass es im beruflichen Umfeld kaum möglich ist, nur Aufgaben mit einem optimalen
Anforderungsniveau zu bearbeiten, liegt auf der Hand. Doch um es ganz einfach auszudrücken: Niemand zwingt Dich, Deinen Job zu machen (s.u.).
Eng verknüpft mit Punkt 1 ist Autonomie oder Selbstbestimmung. Es ist schwer vorstellbar, dass jemand, der weder Häkeln kann, noch Häkeln mag, sich stundenlang freiwillig damit
auseinandersetzt. Sprich: Seine Neugier und sein Interesse fehlen. So simpel es erscheinen mag: Man ist weniger motiviert bei Aufgaben, die einem von außen aufgezwungen werden als bei selbst
gewählten. Sollte es also verwundern, wenn Menschen, die starker Kontrolle unterworfen sind, sei es familiär oder im beruflichen Umfeld, wenig intrinsische Motivation an den Tag legen? Oder
anders ausgedrückt: Zwingt man jemanden, eine Arbeit zu verrichten, kann das durchaus dazu führen, dass er sie erledigt. Doch es wäre natürlich in zweierlei Hinsicht ratsam, Menschen
grundsätzlich Freiraum zu gewähren, um ihre Tätigkeiten mehr oder minder selbst wählen zu lassen. Zum einen müsste man nicht immer wieder Druck ausüben, was, pragmatisch betrachtet, eine
Zeitersparnis darstellt und zum anderen erleichtert es einen respektvolleren Umgang miteinander.
Wir sollten uns täglich die Frage stellen, ob das, was wir tun, unseren Neigungen und Fähigkeiten entspricht und vor allem, ob wir es aus freien Stücken tun. (Kleiner Denkanstoß: Die Antwort auf die letzte Frage kann eigentlich nur Ja lauten, weil alles Derzeitige ein Ergebnis unserer bisherigen Entscheidungen ist, auch wenn der erste Impuls vielleicht eine Ablehnung dieses Gedankens ist.)
Auch wenn es in Anbetracht vieler Zwänge, in denen wir uns zu befinden scheinen, schwierig zu akzeptieren ist: Wir haben immer die Wahl, womit wir uns beschäftigen und welches soziale Umfeld wir auch anderen bieten.
Wer jetzt einwendet, dass ich es mir mit dieser Sichtweise sehr einfach mache, bei dem bedanke ich mich erst einmal für das nette Kompliment. Aber ernsthaft: Die Wahl zu haben, heißt nicht immer, dass es angenehm und bequem ist. Eher das Gegenteil ist der Fall. Wir sind im Grunde recht träge Gesellen und daher eher bereit, im Mittelmaß zu verharren und dröge Beschäftigungen als Arbeit zu akzeptieren, so lange sie Geld bringen*. Und das ist völlig legitim. Niemand muss nach Erfüllung streben oder danach motiviert zu arbeiten. Nur sollten wir den Zusammenhang zwischen unserem (Nicht-)Tun, unserer (Un-)Bereitschaft zu Veränderung und unserer Motivation akzeptieren.
Das Ganze soll nicht oberlehrerhaft klingen, da ich mich selbst von dieser Denkweise keineswegs freisprechen kann und will. Außerdem geht es nicht darum, niemals an sich zu zweifeln etc. Doch ich habe die Erfahrung gemacht, dass es bei selbstgewählten Tätigkeiten weitaus leichter ist, motiviert zur Tat zu schreiten. Man muss die Kirche im Dorf lassen: Auch bei selbstgewählten Tätigkeiten ist Motivation nicht einfach da. Schon gar nicht immer. Es hilft aber, sich immer wieder mit dem Thema auseinanderzusetzen, um zu erkennen, was man an seinen eigenen Lebensumständen ändern kann, damit man seine Zeit so verbringt, wie man es möchte. Oder um es augenzwinkernd mit Motivationsguru Zig Ziglar zu sagen:
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